2007:MNN_alpine:
6days Herbstausfahrt
Hallo
zusammen, fyr den geneigten Leser:
Ich habe nach dem Dieseltreffen noch ein paar Tage Resturlaub genutzt
und bin ans Meer gefahren. Natürlich nicht ohne ein paar
Sehenswürdigkeiten mitzunehmen.
Prolog:
6 Tage
2100 km
39500 Höhenmeter
13 Grenzübergänge
33 Pässe
max. Tagesetappe: 500km
min. Tagesetappe: 250km
höchster Punkt: 2802m ü.n.n.
Niedrigster Punkt: 1m u.n.n.
Gesamtkosten Urlaub: 130€
davon 40€ Diesel
davon 30€ Bier
davon 40€ Camping
Rest: Supermarktmampf
Schäden: Verlust Blinker vorne Rechts (Vibrationsbruch)
Hier geht’s zur Fotostory: ...:::...
Tag 1:
Abfahrt 0930 vom elterlichen Bauernhof. Autobahn A7 von „Illertissen“
bis „Betzigau“. Tanken in „Fischen“. Und ab über den Riedbergpass
(1420m). Hier eine Steigung von 16%, was mich in den zweiten gezwungen
hat... Grenzübergang nach Österreich. Dann kurz auf der B200 bis
„Schrecken“ und rechts ab in Richtung „Rankweil“ über das Furkajoch
(1761m).Durch das Fürstentum Liechtenstein das Rheintal hoch bis nach
„Sargans“. Dort Abzweigung nach rechts, am Walensee vorbei, dann links
über „Mollis“ und den Kerenzerberg (743m) durch „Glarus“ über den
Klausenpass (1948m). In Altdorf rechts hoch zum Urner See, in „Flüelen“
Campen. Campingplatz ist super. Direkt am See, kuschelig klein und
nette Mitcamper. Liegt etwas versteckt (O8°37'19“-N46°54'54“). Zwei
Bier, etwas warmes von der Campingplatzfrau geholt, die Karte in den
TomTom geklopft und ab in die Heia...
Tag 2:
Gotthard!!!
Für mich eine Legende. Ich kenne den Übergang über das Gotthard Massiv
bisher nur aus Berichten und Bildern, und bin ebenso darauf gespannt...
Es herrscht relativ viel Verkehr, dennoch bin ich begeistert und
überwältigt, mit welchem Aufwand es gelungen ist, diesem schroffen
Felsen eine Straße abzugewinnen! Ich bin tief beeindruckt! Nach der
Passhöhe (2108m) die Abfahrt über die Tremola. Senkrecht hinab auf
Kopfsteinpflaster. Ich bin begeistert. Nach der Abfahrt in „Airolo“ in
Richtung Wallis über den Nufenenpass (2478m). Dort wurde ich zum ersten
Mal darauf angesprochen, dass meine Maschine etwas fett liefe, weil es
bergauf schwarz aus dem Auspuff raucht. Eine Aufklärung über das
Verbrennungsprinzip tat not. Nach der Abfahrt düse ich das Rhônetal
hinab, wo ein freundlicher Gegenwind meine Vmax an die Limitierung in
der Schweiz anpasst. In „Martigny“ biege ich etwas früher nach Süden
ab, um den Col des Planches (1411m) mitzunehmen.
Ein sehr enger, aber wunderschöner Straßenzug. Dann wieder
auf der B21 über den Colle d. Gran San Bernardo (2469m). Die
Grenzbeamten auf dem Pass salutieren ehrfürchtig vor dem laut
posaunenden Selbstzünderaggregat in altertümlicher Verkleidung. In
„Sarre“, westlich von „Aosta“ mache ich Campinghalt
(O7°15'43“-N45°43'00“) und treffe dort einen Holländer, der mir
erklärt, dass der Diesel vielleicht „the future“ ist, wg. Verbrauch
usw. Na, ja, ob ein 50 Jahre altes Motorrad die Zukunt ist...Holländer
halt, da war bestimmt „Mary Jane“ auch dabei ;-)
Tag 3:
Erstmal tanken :-D
Weiter Richtung Westen. In „Villair“ biege ich nach Süden ab, um den
Colle San Carlo (1971m) zu erfahren. Danach über den Kleinen Sankt
Bernard Pass (2188m) und diese Wundervolle Abfahrt mit den
langgezogenen Schleifen... In Frankreich biege ich nach Süden auf die
„Route des Grandes Alpes“ ab und bezwinge den Col d'Iseran (2770m).
BTW: Von einem Leistungsverlust in großer Höhe ist weder beim Diesel
noch beim Russenkocher etwas zu spüren! In „Lanslebourg-Mont-Cenis“
biege ich nach Süden ab, über den Col Du Mont Cenis (2081m). Der Lac du
Mont Cenis hat ein Blau zum Versinken. So etwas habe ich noch nie
erlebt...Die französischen Hochalpen faszinieren mich durch Ihre
Kargheit. Wenn man in einer Höhe ist, in der außer Steine scheinbar
nichts mehr wächst, wird man klein und nachdenklich... Richtung
„Briancon“ weiterfahrend überquere ich den Col de Montgenèvere (1854m).
Jetzt noch schnell über den Col d'Izoard (2361m) nach
„Guillestre“ wo ich ein Lager aufschlage. Ein wundervoller
Campingplatz mit zwei älteren Gastwirtinnen, die freundlichst mit
meinem Rest-Schulfranzösisch zurechtkamen (irgendwie)
(O6°39'12“-N44°39'23“).
Tag 4:
Col de la Bonette!
Die höchste Straße der Alpen, da hat man Ehrfurcht. Aber erstmal zum
Aufwachen den Col du Vars (2111m) geschnupft. Die Anfahrt zum Col de
Restefond (2678m) im Sonnenschein und dann die Col de la
Bonette-Schleife (2802m) wo mir ein Hochnebel mit Sichtweiten um die
fünf Meter die angeblich sagenhafte Aussicht versauern. Ab jetzt geht
es nur noch hinab bis ans Meer... Dabei jedoch über den Col S. Martin
(1500m) und den Col du Turini (1607m) mitsamt „Camp d'Argent“ und dem
authentic Cirquit. Hier muss ich kurz einhaken. Die legendäre Auffahrt
zum Col du Turini ist das bisher atemberaubendste, was ich gefahren
bin. Eine derart schöne und kurvenreiche, sich an den Berg
anschmiegende Strecke habe ich noch nie erlebt. Dafür gibt es drei
Sterne...Vom Turini die Abfahrt über „Sospel“ den Col Segra (840m) und
den Castillionpass (707m), hinunter nach „Menton“ ans Meer und kurz vor
dem Grenzübergang nach Italien den tiefsten Punkt meiner Reise
erreicht (-1m). Am Meer halte ich kurz an, schwitze mir ein
Tier (nicht vergessen, ich war gekleidet für den Col de la Bonette),
mache ein paar Fotos und treibe den Diesel wieder in die Berge
(Primärziel: Pässe). In „Ventimíglia“ verlasse ich nordwärts das Meer
bis nach „Tende“, wo ich erstmal Geld holen musste, da die Barreserven
zu Ende gingen. Zum Diesel zurückkehrend stehen zwei Gestalten beim
Mopped, die mir auf mein perfektes „Bon Jour“ mit einem „Servus“
antworten. HOI, in der Pampa? Deutsche? Gar Bayern? Der Helle (Name)
und die Sabine weisen mich auf einen Campingplatz im Orte hin. Aufgrund
der fortgeschrittenen Stunde nutze ich die Chance auf den versteckten
Campingplatz (O7°35'56“-N44°05'56“), den ich so nie gefunden hätte.
Dort angekommen, habe ich den Eindruck im Fahrerlager der Paris-Dakar
zu sein. Nur Enduro und Cross Maschinen... Beim Abendessen mit dem
Helle, dem Bepp und der Sabine erfahre ich, dass dies
ein Enduro-Dorado (hehe, Wortspiel) sei, da man in dem
Grenzgebiet zwischen IT und FR wohl noch alles fahren darf. Nach einer
Ausführlichen Technik-, Karten- und Lebensgefühlbesprechung (dazu einen
Becher roten) freue ich mich auf meinen ersten Schotterpass und mache
mich in die Heia.
Tag 5:
Auffahrt auf den Colle di Tenda. Mit super Tunnel, den ich nicht
gefahren bin :-D
Die Schotterauffahrt steht im TomTom gar nicht drin, na Bravo...
Dennoch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und wohlwahr, diese
Auffahrt über ca. 1Mrd. Kehren senkrecht nach oben auf Schotter war der
Oberhammer!!! Oben angekommen steht die KTM Werksarmada mit ca 10
950ern und betrachtet etwas ungläubig den Selbstzünder und die dazu
überhaupt nicht passenden Straßenverhältnisse...Abfahrt nach „Limone“
und dann „Gas rechts“ um die Überführungsetappe durch die Po-Ebene
schnell hinter mich zu bringen. In „Chivasso“ überquere ich den Po,
kämpfe mich weiter hoch bis „Biella“. Von hier schlängele ich mich am
Südrand der Alpen bis zum Lago Maggiore vor, den ich ostseitig
Uferfolgend abfahre, bis „Maccano“, hier rechts hoch über den Alpe di
Neggia (1395m). Sehr eng, sehr serpentinös, genau richtig zum
Tagesabschluss. Hier ist mir auch der vordere rechte Blinker verlustig
gegangen (deutscher Diesel vs indischer Stahl 7:0). In
„Vira“ gehe ich Campen (O8°50'17“-N46°08'34“), treffe dort
den Herbert und die Beate aus meinem Heimatlandkreis (so klein ist die
Welt), mit denen ich mich noch hervorragend bis in die Nacht
unterhalte. In der Nacht gewittert und schüttet es mal richtig!!! Aber
mein Zelt ist dicht...
Tag 6:
Am Morgen danach ist bei den Nachbarn aus Bern (Jürg und Fredi) die
AfricaTwin umgefallen und seitwärts da gelegen. Der Superregen weichte
den Boden derart auf, dass er die schwere Honda nicht mehr auf dem
Seitenständer halten wollte. Dank Sturzbügel ist jedoch nichts weiter
passiert. Ich unterhalte mich noch etwas mit den Jungs, und starte
relativ spät gen Osten in Richtung San Bernardino (2065m). Das Wetter
ist zu diesem Zeitpunkt schon verhangen und etwas frisch... In
„Splügen“ noch einmal Südwärts über den gleichnamigen Splügenpass
(2113m) nach Italien. In „Chiavenna“ in Richtung „St. Moritz“ Nach dem
Malojapass (1815m) wird das Wetter richtig mies. Regen, Sturmböen, ab
und an ein Blitz gaaanz weit oben, Gegenwind, nein GEGENWIND, der mich
bergab (BERGAB) in den dritten zurückschalten lässt. Egal, ich fahr'
jetzt nach Hause!!! TomTom sagt 280km am Nachmittag um 1530. Grübel,
Grübel und Studier, rechnerische Ankunftszeit
zwischen 2030 und 2130. OK. „Gas rechts“ und ab durch die
Suppe. Auf dem Heimweg noch den Finstermünz-Pass (1188m) überquert, die
Piller Höhe (1588m) und den Fernpass (1209m) befahren. Hier die
Erfahrung gemacht, was Schneefallgrenze bedeutet. Durch den Grenztunnel
nach Füssen und die B16 nach Hause...
Ankunft 2000. Ich falle steif, aber glücklich vom Diesel.
Epilog:
Sensationelle Reise!
Werde ich in etwas optimierter Variante mit Sicherheit noch einmal
fahren, vsl. Vice Versa.
Die Überzeugung gewonnen, dass der Diesel absolut hochgebirgstauglich
ist. Es ist egal in welchem Gang man eine Kehre anfährt, der Diesel ist
schon da! Es ist faszinierend, wie man mit einer 11ps Mühle klettern
kann. Die meisten Pässe gingen im dritten, für die Kehren der zweite
Gang.
Hier noch einmal die Passliste:
Riedbergpass, 1420m, 16%
Furkajoch, 1761m, 14%
Kerenzerberg, 743m, 9%
Klausenpass, 1948m, 9%
St. Gotthardpass, 2108m, 10%
Nufenenpass, 2478m, 13%
Col des Planches, (1411m)
Gr. St. Bernardpass, 2469m, 11%
Colle San Carlo, 1971m, 12%
Kl. St. Bernard Pass, 2188m, 9%
Col de Ia Iseran, 2764m, 12%
Col du Mont Cenis, 2081m, 11%
Col de Montegenevre, 1854m, 12%
Col d Izoard, 2361m, 12%
Col de Valbelle, 2372m, 9%
Col de Vars, 2111m, 10%
Col de Raspaillon
Col de la Bonette, 2712m, 14%
Bonette Schleife, 2811m
Col St. Martin, 1500m, 10%
Col de Turini, 1607m, 10%
Col Segra, 840m
Castillionpass, 707m, 10%
Col de Tende, 1279m, 10%
Alpe di Neggia, 1395m, 14%
Passo del San Bernardino, 2065m, 10%
San Bernardinopass, 2065m, 10%
Splügenpass, 2113m, 10%
Malojapass, 1815m, 9%
Finstermünz - Pass, 1188m
Piller Höhe, 1558m, 18%
Fernpass, 1209m, 8%
der_menne
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